Jöran Muuß-Merholz: Eine SchiLF als Barcamp
Projektziel
Im Rahmen einer ganztägigen schulinternen LehrerInnen-Fortbildung (SchiLF) soll das Thema „Umgang mit Vielfalt“ bearbeitet werden, nachdem es gleichzeitig als besonders relevant und „etwas verschüttet“ wahrgenommen wurde. Zu den Zielen des Tages gehört es, unterschiedliche Perspektiven und Umgangsweisen sowie offene Fragen und Probleme sichtbar zu machen, sich dazu auszutauschen und daran konkret weiterzuarbeiten. |
Schulkultur
Für das Leitbild einer "guten Schule" spielt gemäß der Qualitätsbereiche des Deutschen Schulpreises der produktive Umgang mit Vielfalt und die Wertschätzung von Unterschieden eine zentrale Rolle. Gleichzeitig ist das Vorgehen ein Beispiel für den Qualitätsbereich „Schule als lernende Institution“.
Ablauf
Als Form wurde ein Barcamp gewählt – eine Methode, die seit 2006 ausgehend von besonders digital-affinen Akteuren genutzt wurde und die der Open-Space-Methode ähnelt. In parallelen Workshops („Sessions“ genannt) werden Themen behandelt, die alleine von den Teilnehmenden gestaltet werden. Zu Beginn des Tages wird dafür ein gemeinsamer Themenplan erarbeitet. Dabei stehen in einem Raum-Zeit-Plan beispielsweise 5 Zeitstunden als Zeilen und 7 Räume als Spalten. Darin lassen sich bis zu 35 Sessions unterbringen. Jede Person kann – und muss – sich aus den parallelen Angeboten diejenigen auswählen, die den eigenen Interessen entsprechen. Die Sessions werden komplett aus dem Kreise der Teilnehmenden („die Teilgebenden“) heraus gestaltet. Ein Barcamp erfordert also eine kritische Menge an eigenen Erfahrungen und Interessen innerhalb der Gruppen. Zu Beginn des Tages treten alle diejenigen vor, die eine eigene Session anbieten möchten. Sie stellen ihr Thema in zwei Sätzen vor. Anschließend wird das Thema als Session in den Raum-Zeit-Plan eingeordnet. |
Inhalte und Formen der Sessions können sehr unterschiedlich ausfallen. Im Beispiel der SchiLF zum „Umgang mit Vielfalt“ gab es beispielsweise:
Ergebnisse
Ein Barcamp hat keinen gemeinsamen roten Faden, so dass jede Person für sich einen eigenen roten Faden durch den Tag legen muss. Es wird durch das Gesamtthema gleichwohl ein inhaltlicher Rahmen vorgegeben, der in diesem Fall durch eine vorgeschaltete Keynote noch konkretisiert wurde. Ein besondere Bedeutung hat beim Barcamp die Dokumentation der einzelnen Sessions, weil viele Teilnehmende sich auch für die Ergebnisse der Sessions interessieren, die sie selbst nicht besuchen konnten, und weil ein behandeltes Thema häufig in der Session nicht abgeschlossen, sondern weiter entwickelt wurde und nach dem Barcamp wieder aufgegriffen wird.
- ein gemeinsames Weiterdenken zur Zielsetzung „Abiturprüfung entzerren“,
- eine Ideensammlung zu „Nachteilsausgleich im Schulalltag“,
- einen Input zu „Differenzierung und Unterrichtsentwicklung im Geographieunterricht“,
- einen Praxis-Workshop zu einer Unterrichts-App auf Tablet-Computern
Ergebnisse
Ein Barcamp hat keinen gemeinsamen roten Faden, so dass jede Person für sich einen eigenen roten Faden durch den Tag legen muss. Es wird durch das Gesamtthema gleichwohl ein inhaltlicher Rahmen vorgegeben, der in diesem Fall durch eine vorgeschaltete Keynote noch konkretisiert wurde. Ein besondere Bedeutung hat beim Barcamp die Dokumentation der einzelnen Sessions, weil viele Teilnehmende sich auch für die Ergebnisse der Sessions interessieren, die sie selbst nicht besuchen konnten, und weil ein behandeltes Thema häufig in der Session nicht abgeschlossen, sondern weiter entwickelt wurde und nach dem Barcamp wieder aufgegriffen wird.
Fortbildung
Das Format stärkt auf den Ebenen der Kreativität, des Kritischen Denkens, der Kollaboration und der Kommunikation die Verantwortung der Lehrpersonen für ihren eigenen Lernprozess.
Auf theoretischer Ebene spiegelt sich im Format Barcamp eine Kultur der Digitalität mit ihren drei Merkmalen Referentialität, Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität, wie sie Felix Stalder (2016) beschreibt.
Stalder, Felix (2016): Kultur der Digitalität, Suhrkamp
Auf theoretischer Ebene spiegelt sich im Format Barcamp eine Kultur der Digitalität mit ihren drei Merkmalen Referentialität, Gemeinschaftlichkeit, Algorithmizität, wie sie Felix Stalder (2016) beschreibt.
Stalder, Felix (2016): Kultur der Digitalität, Suhrkamp
Tools
- Sessionplanung mit Pinnwand plus Moderationskarten und/oder zusätzlich digitale über eine Tabelle in Google Docs
- Sessiondokumentation über kollaborative Textdokumente (Etherpads) und/oder vorstrukturierte Flipcharts
- Die Methode Barcamp wird in dem Buch „Barcamps & Co. Peer to Peer-Methoden für Fortbildungen“ von Jöran Muuß-Merholz (Beltz, 2019) beschrieben. Das Buch im Volltext und zahlreiche Praxishilfen sind frei online verfügbar.
- Wenn ein Barcamp online vorbereitet wird, helfen gesonderte Dienst wie barcamptools.eu.
Fotos
- Header: Austausch bei einem Barcamp (Foto „OERCamp_Nord_132.jpg“ unter der Lizenz CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/) von Christopher Dies / OERcamp)
- ein Sessionplan, oben digital und unten auf Papier (Foto von Ole Koch)
- eine Barcamp-Session (Foto „Tag2_Ost_16.jpg“ unter der Lizenz CC BY 4.0 (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/) von Kai Obermüller / OERcamp)